Wir haben gleich zu Beginn – noch ganz euphorisch – einige Deutsche hier aufgesucht. Die Freude und Begeisterung, mit der wir auf die Leute zu kamen, wurde manchmal nicht recht erwidert. Im Gegenteil hieß es sogar: „Ich bin ja nicht ausgewandert, damit ich dann im Ausland wieder nur von Deutschen umgeben bin.“
Solche Aussagen haben mich zu Anfang schon etwas stutzig gemacht, denn ich hatte mir vorgestellt, dass man sich vielleicht gegenseitig etwas unterstützen würde…
Im Gegenteil ist es hier manchmal so, dass jeder einen eigenen Existenzkampf führt – viele der Einwanderer hier halten sich mit mehreren Geschäftsmodellen gleichzeitig über Wasser: Vermietungen, Tour-Guide, Massagen, Kellnern, Kochen, als Verkäufer oder Handwerker oder sie betreiben ein eigenes Restaurant.
Die, die schon länger hier sind, haben wohl auch schon vielen Auswanderern vor uns geholfen und wurden ab und an auch schwer enttäuscht oder ausgenutzt. Einige, die hierher kamen, wurden sogar von anderen Auswanderern regelrecht über den Tisch gezogen – auch das hat es gegeben. Die „Neuen“ bringen Hoffnung und Illusionen mit und vor allem oft auch Startkapital, auf das es dann andere abgesehen haben… leider. Frei nach dem Sprichwort: “Hüte dich vor Sturm und Wind und vor Deutschen, die im Ausland sind”
Mittlerweile haben auch wir einige Auswanderer kommen und gehen sehen und mussten feststellen, dass auch schon hier lebende Auswanderer gestrauchelt, oder bereits unangenehm aufgefallen sind. Einige von ihnen waren dem Alkohol oder den Drogen zu sehr zugeneigt gewesen und andere hatten eine vermeintlich super Geschäftsidee und mussten schmerzlich feststellen, dass es dann doch nicht so einfach war, wie gehofft. Wieder andere hatten all ihr Vermögen in bar mit hierhergebracht und wurden dann durch Diebstahl, Einbruch oder Raub darum erleichtert. All das passiert hier! Das finde ich immer wieder sehr tragisch und es tut mir leid für die Betroffenen. Vor allem macht es auch Angst, es könnte uns auch so ergehen….
Wir hatten eigentlich vor, unsere Landsleute nach bestem Wissen und Gewissen zu unterstützen und ich hatte angenommen, dass man sich in der Ferne zusammenschließen und helfen würde, doch da habe ich mich in einigen Fällen dann doch getäuscht. Zum Glück merken wir es bisher noch recht schnell, wenn es besser ist, ohne große Erwartung zu sein und halten uns zurück.
Zum Glück gibt es aber auch die Anderen, die die sagen, jeder gibt, was er kann oder unterstützt im Rahmen seiner Möglichkeiten. Auch die haben wir hier glücklicherweise getroffen und freuen uns über die neu entstehenden Freundschaften.
Es ist schön, wenn man in seiner Muttersprache mit Menschen sprechen kann, die den gleichen Hintergrund haben, die wissen, wovon man spricht, ohne es groß erklären zu müssen und die den verbalen Witz verstehen, der in der Übersetzung doch manches Mal verloren geht.
Besonders freue ich mich, dass ich hier Deutsche kennengelernt habe, die unkompliziert im Umgang sind. Das ist neben den etwas Schrägeren hier eine willkommene Abwechslung. Jeder, den man hier trifft, hat ja eine Geschichte, warum er oder sie jetzt ausgerechnet hier lebt und manches Mal behält derjenige die wahren Gründe auch lieber für sich. Hier fragt dann auch keiner und man denkt sich seinen Teil. Es ist völlig egal, warum jemand hierher gekommen ist, denn jetzt ist er hier.
Glücklicherweise haben wir schnell Bekanntschaften mit Menschen aus aller Herren Länder hier gemacht und es ist einfach toll, wenn man an einem großen Tisch sitzt und von allen möglichen Nationalitäten umgeben ist und die unterschiedlichsten Sprachen hört. Auf der Insel sind insgesamt 120 verschiedene Nationalitäten angesiedelt. Insgesamt 78.000 Menschen leben hier friedlich miteinander. Und viele der Menschen, die hier leben, wurden nicht auf der Insel geboren, sondern kamen aus ganz unterschiedlichen Gründen hierher und sind einfach da geblieben, weil es hier einfach klimatisch so schön ist.
Es gibt auch Deutsche, die hier sehr erfolgreich geworden sind und sich ein gutes Unternehmen aufgebaut haben, bzw. die sehr gut integriert sind. Auch das gibt es hier. Wir freuen uns immer, wenn wir jemanden kennen lernen, der es geschafft hat und seinen Traum hier verwirklichen kann. Wie auch immer jeder seinen persönlichen Traum definiert.
Wir basteln noch an der Verwirklichung unseres Traumes!
Hi,
oh ja, das gibt es hier auch ganz oft. Einige Deutsche zocken hier ihre eigenen Landsleute aufs Übelste ab. Zum Glück sind wir bisher verschont geblieben.
Aber wir haben auch schnell gelernt, dass wir uns lieber international orientieren… Wobei wir auch bewusst in eine Ecke gezogen sind, in der es so gut wie keine Deutschen gibt.
Ansonsten haben wir es hier bisher gut gewuppt und hoffen, dass es auch so bleibt.
Kannst ja mal stöbern bei mir auf der Seite http://www.leben-in-andalucia.de
Ich würde mich freuen
Lieben Gruß aus Andalusien
Stephie
Liebe Stephie,
danke für Deinen Kommentar. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es im Auswandererland Nummer 1 der Deutschen noch viel mehr Konkurrenz untereinander gibt. Jeder muss sehen wo er bleibt, klar! Aber ich sehe hier die indische und die chinesische Community wie sie sich total gegenseitig unterstützen, quasi bevorzugen. Sie halten zusammen wie Pech und Schwefel und das finde ich beeindruckend. Sicher kann ich nicht beurteilen, ob es auch dort Probleme untereinander gibt, aber sie stellen z.B. nur ihre eigenen Landsleute in ihren Geschäften ein. Sie sind oft weniger integriert, aber haben ihre eigene Familie oft beisammen und sie arbeiten alle zusammen. Auch die Einheimischen hier halten sozial zusammen.
Ich stöbere mal auf Deinem Blog und werde ihn auch abonnieren und weiterempfehlen.
LG Fee
Hallo,
die Erfahrung, dass Deutsche eher weniger Kontakt zu anderen Deutschen suchen, haben wir auch schon erlebt. Es gibt bestimmte Volksgruppen, die halten zusammen, andere wollen nichts voneinander wissen oder nur solange es ihnen etwas nutzt.
Viel Spass auf St. Martin. Wir sind bald wieder zurueck auf der Insel.
Barbara
Hallo, deine Berichte sind gut zu verfolgen , wir sind zurzeit auch auf der “Friendly Island ” und können einiges gut nachvollziehen 😉. Sind mit unserer Tochter in der Karibik unterwegs und würde viel Spass machen, sich mit dir und deiner Familie auszutauschen, falls ihr spontan Lust oder Zeit hättet?! 😊
Sehr gern! Ich habe Dir eine Email geschickt.