Heute vor 8 Monaten wurde das Leben aller Menschen hier auf St. Maarten | St. Martin gravierend verändert. Wir alle hier haben gemeinsam einen der stärksten Hurricanes er- und überlebt. Hurricane Irma traf uns mit einem „direct hit“, was so viel heißt wie, das Auge des Sturms zog direkt über unsere kleine Insel und damit die stärkste Energie, die ich je am eigenen Leib gespürt habe.
Die Natur erholt sich langsam und genau wie dieser Baum langsam wieder Blätter bekommen hat, erholen sich die Menschen langsam von dem Schock und der Wucht des Sturmes. #IRMA ist noch immer allgegenwärtig, auch wenn wir ihren Namen nicht mehr hören mögen.
Seit dem Tag Anfang September 2017 ist alles anders und obwohl wir sehr hoffnungsvoll und motiviert sind, gibt es auch Momente, wo man glaubt, “das kann doch alles nicht wahr sein, was denn noch” … zum Beispiel wenn man miterleben muss, wie recht schaffende Menschen, durch eine Naturkatastrophe einfach alles verlieren und am Ende aufgeben müssen…. wenn man sieht, wie manche jetzt nach der Katastrophe auch noch plötzlich schwer krank werden und damit ein weiteres schweres Schicksal auf der Familie lastet, die eh noch am Kämpfen ist, …. wenn man sieht, wie Einige gnadenlos Vorteil aus der Not ziehen….
Einiges ist schon wieder aufgebaut und vieles sieht sogar viel besser aus als vorher, Anderes hat für immer geschlossen, wird nicht wieder eröffnet werden, mancher hat oder wird die Insel verlassen und vielleicht auch nie wieder kommen. Bei Einigen weiß man nicht, wie es ausgehen wird.
Hier zum Beispiel eine französische Bäckerei in Marigot vor und nach Irma. Die Versicherung kommt scheinbar nicht auf und das Schicksal des Betriebes ist ungewiss.
Der Wind und die Wellen haben Häuser, Geschäfte, Hotels, Autos, Boote und ganze Existenzen zerstört und als wäre das nicht alles genug, kämpfen die Menschen seitdem jeden Tag weiter um ihre Existenz, ihr Zuhause, ihren Job. Sie kämpfen mit Banken, Versicherungen und um Baugenehmigungen. Sie reparieren, schleppen, renovieren, sie versuchen Arbeit zu finden und dabei noch immer freundlich zu lächeln.
Die Touristen, die derzeit hierher kommen sind alle schier überwältigt von den Eindrücken, die sie einerseits von den zerstörten Häusern haben und andererseits von der Freundlichkeit und von der Zuversicht, die die Menschen hier ausstrahlen. Als Gast wird man einfach wundervoll behandelt.
Die Region ist vom Tourismus komplett abhängig und selbst der Arzt, der Notar oder der Telefonanbieter hier vor Ort kann nur Kunden haben, wenn diese wiederum Einnahmen haben und Gehälter und Einnahmen werden zu 90% aus Tourismus generiert. Das bedeutet, dass selbst wenn jemand nicht direkt von den Touristen abhängig ist, ist er es eben doch, weil seine Kunden wiederum nur dann kommen, wenn sie selber genug Geld verdienen können.
Momentan sieht es so aus, dass sämtliche Köche, Kellner, Fitnesstrainer, Reinigungskräfte, Friseure etc., die in oder für Hotels gearbeitet haben, keine Anstellung, keine Jobs und damit keine Einnahmen haben. Die Hotels müssen allesamt entkernt und grundsaniert werden, denn das Salzwasser-Sand-Pflanzengemisch, mit dem die ganze Insel im Sturm abgestrahlt wurde, hatte Wochen und Monate Zeit sich in jede Ritze regelrecht einzufressen. Da wir lange Zeit gar kein Wasser hatten, konnte auch nichts abgespült werden und Sonne und Salz hatten genug Gelegenheit sich richtig einzufressen.
So lange die Hotels noch nicht alle wieder eröffnet haben, schicken die Fluggesellschaften keine Flüge zu uns, denn nur wenn die Insel genügend Hotelbetten nachweisen kann – und dazu zählen nicht Airbnb oder kleine Gästehäuser – werden Fluglinien uns direkt anfliegen. Momentan kann der Tourist nur auf schwierigen und vor allem teuren Wegen die Insel anfliegen. Diese Situation wird sich ab November ändern, denn dann beginnt die nächste Hauptsaison und dann kommen die Flugzeuge wieder zu uns und viele werden dann ihr Restaurant, ihr Hotel wieder eröffnen.
Bis dahin haben wir alle hier eine Nebensaison vor der Brust, die wir alle fürchten, denn in der Zeit werden wir – wie gewohnt – weniger Gäste haben und dass nach einer vollkommen ausgefallenen Hauptsaison und extremen Mehrkosten für jeden hier. Es gibt quasi niemanden, der hier keinerlei Schäden am Haus oder am Business hatte. JEDER ist betroffen!
Wer jetzt nicht flexibel reagiert und sich entweder umstellt, sich Geldgeber oder Investoren besorgt oder über eigene Reserven verfügt, wird es nicht schaffen. Eben noch Kellner und jetzt Handwerker, oder Palmenverkäufer. Wie nach jeder schweren Krise gibt es Gewinner und Verlierer und am härtesten getroffen sind diejenigen, die es auch vor dem Sturm schon schwer hatten. Noch immer verlassen einige die Insel ganz oder zumindest bis November, um irgendwie über die Runden zu kommen – immer auf der Suche nach Kundschaft. Wir kennen einige, die sich jetzt auf den Weg nach Mallorca machen und im November wiederkommen wollen.
Sie alle riskieren, dass sie ihren Wohnraum verlieren, denn Wohnraum ist derzeit hart umkämpft. Auf einer Insel, die sich überwiegend dem Tourismus widmet ist es sowieso leichter, eine Ferienwohnung als eine dauerhafte Wohnung zu finden. Eine Ferienwohnung kostet ein Vielfaches mehr, als eine Langzeit-Mietwohnung, ist komplett eingerichtet und jederzeit kündbar. Für einen Bewohner der Insel ist es schwer, nach Irma, intakten und bezahlbaren Wohnraum zu finden. Die meisten Vermieter haben schnell verstanden, dass Wohnraum knapp und damit wertvoll ist. Sie können sich nahezu alles erlauben und sich die Mieter aussuchen. Einige Vermieter lassen sich Zeit mit der Instandsetzung des Wohnraums, was im Ergebnis dazu führt, dass der Wohnraum gar nicht zur Verfügung steht.
Manch einer kommt jetzt hierher, bereit zu investieren, um dann selber wieder aufzubauen und es in 2 Jahren lukrativ wieder zu veräußern. Investoren können jetzt gute Anlagemöglichkeiten finden, denn alle Zeichen stehen auf Wiederaufbau und die Insel wird hoffentlich in 2 Jahren um einiges schöner aussehen, als sogar vor Hurricane Irma.
Wer warten kann, wer Reserven hat, ist klar im Vorteil! Wer Not hat und es eilig hat, wird kein gutes Geschäft machen können.
Die Pläne für den Wiederaufbau lassen erahnen, dass große Firmen an den Wiederaufbau der Insel glauben und bereit sind, viel Geld zu investieren. Am Strand von Great Bay wird zum Beispiel derzeit das Sonesta Hotel abgerissen, um Platz zu machen für ein 450 Betten Planet Hollywood Hotel mit Casino. Das würde man ja nicht machen, wenn man nicht fest daran glauben würde, dass sich dieses Invest lohnen wird. Die Kunst wird sein, Nachhaltigkeit, ökologische und einheimische Interessen dabei nicht außer Acht zu lassen. Ob das gelingen wird? Wir werden sehen…..
Hier die Pläne für das Sonesta Maho Beach Resort:
Wir selber glauben fest daran, dass die Insel in einigen Monaten noch schöner aussehen wird, als noch kurz vor Irma. Nicht jede Veränderung wird zu Gunsten der einheimischen Bevölkerung sein, sondern die Interessen der Touristen und der ausländischen Investoren vertreten, aber diese Insel kann nur durch den Tourismus überleben.
Das Beste, was man jetzt für die Insel tun kann? Hierher kommen und Urlaub machen! Die Strände sind wunderbar, es sind genügend Restaurants offen und die allgemeine Versorgungslage ist gut. Keine Bange! Viele, die schon wieder hier waren, sagen, so schön wie jetzt, so intensiv und so wundervoll wie jetzt war ihr Urlaub hier noch nie!
Alles andere braucht einfach weiter Zeit! 😉