Wir alle hier sind momentan wirklich am Routieren. Einerseits versuchen alle jetzt sich wieder eine neue Existenz aufzubauen, was im Moment natürlich sehr schwierig ist. Viele Menschen haben inzwischen ihren Job verloren, weil viele Hotels zerstört wurden und es natürlich alles einige Zeit dauern wird, bis die Versicherungen alles begutachtet haben und Gelder ausgezahlt werden. Erst dann können die Renovierungsarbeiten richtig stattfinden. In der Zwischenzeit sind viele Hotel- und Restaurantmitarbeiter arbeitslos geworden. Ohne Übernachtungsmöglichkeiten werden immer mehr Fluglinien ihre Flüge hierher streichen und das Hauptgeschäft „Tourismus“ bleibt aus.
Die Kreuzfahrt Reedereien haben inzwischen oft umgeroutet und nur die amerikanischen Reedereien halten an der Insel fest und werden ab Mitte Dezember hier sehnsüchtig erwartet. Das hält bei vielen die Motivation aufrecht, weiter aufzubauen und schnellstmöglich wieder zu eröffnen. Überhaupt sind die Amerikaner und Franzosen momentan die Einzigen, die im Moment schon wieder hierherkommen, weil DELTA und Air Caraibes die Flüge stattfinden lässt. Viele von ihnen waren jedes Jahr hier und hängen an der Insel und ihren Bewohnern. Sie kommen aus Solidarität und wissen genau, dass wir ohne sie nicht wieder in Schwung kommen können.
Es ist natürlich bei weitem noch nicht so, dass hier wieder alles beim Alten ist, aber man hat doch viele Strände sehr schön wiederhergestellt, einige Beach Bars haben wieder eröffnet und die Hotels, die nicht oder nur teilweise zerstört wurden, haben alle Betten belegt mit Gutachtern, Mitarbeitern von EDF (Strom), Gendarmen bzw. Marines, Mitarbeitern von ORANGE (Telefon und Internet) oder Leuten, die hierher gekommen sind, um beim Wiederaufbau zu helfen, oder die nach ihrem Boot oder ihrem Haus schauen wollen. Diese Menschen gehen dann in die Restaurants, die wiedereröffnen konnten und am Wochenende wird auch wieder an den Strand gegangen und gefeiert.
Alle sind emsig und die Transportunternehmen schiffen Unmengen an Matratzen, Baumaterialien, Möbeln, Lebensmitteln und Versorgungsgütern durch die Häfen auf die Insel. Handwerker haben die Auftragsbücher voll!
Die Administration kommt nur langsam wieder in Schwung, denn auch die Büros wurden zum Teil zerstört, die Infrastruktur, Internet und Telefonverbindungen funktionieren zwar oftmals, aber nur langsam und schleppend. Wir sind immerhin erst in der 9. Woche nach diesem Wahnsinns-Sturm, der mit über 400 km/h über die Insel gefegt ist. In Deutschland hat ein Sturm mit 120 km/h bereits Tote und Schäden verursacht… man vervierfache die Gewalt und stelle sich vor, dass ein Hurricane der Größe von Frankreich über ein Gebiet der Größe der Insel Sylt fegt….
Das Problem mit dem Internet und dem Telefon ist, dass alle Leitungen und Verteiler mit Salzwasser durchspült wurden und viele Masten umgeknickt sind. Die mobilen Antennen versorgen jetzt zwar die Handys, aber da jetzt alle auf der gleichen Leitung surfen, sind die Geschwindigkeiten zum Teil so langsam, dass man nebenbei ein Buch lesen kann…für Online Banking reicht es meist nicht aus, dann wird man wieder rausgeschmissen aus der Leitung.
Wir fahren oft zu einem Hot Spot und dort erledigen wir, was wir können vom Auto aus, den tragbaren Computer auf den Knien.
Wir alle sind natürlich langsam ungeduldig, wollen Dinge voranbringen, doch wir alle wissen, dass all die Mitarbeiter der Firmen, die extra eingeflogen werden ihr Möglichstes tun. Wir müssen uns gedulden!
Die meisten haben noch keine regulären Öffnungszeiten, sodass man eigentlich nur morgens in der Zeit von 9 – 12 Uhr etwas erledigen kann und dann sind die Schlangen überall lang. Viele Geschäfte sind sogar in Behelfsbüros umgezogen, man sucht daher oft erstmal, bis man sie dann gefunden hat. Aber man ist über jedes Büro, jedes Restaurant oder Hotel froh, dass überhaupt wieder aufmachen konnte!
Auf der holländischen Seite sieht es schon sehr aufgeräumt aus. Die einzige Ecke, die wirklich noch wüst zerstört ist, ist Maho. Dort wird man wohl einiges abreißen und komplett neu bauen müssen. Auf der französischen Seite sieht es noch schlimmer aus. Dort sind Anse Marcel im Norden, Cul de Sac, Grand Case und Orient Bay stark zerstört worden und da wir hier Teil der EU sind, sind die Prozesse strikter reglementiert und dadurch langsamer. Aber wir bekommen auch Gelder zugesagt und dafür können sich die Unternehmen bewerben, was aber eben auch einen Prozess nach sich zieht, der Zeit beansprucht.
Die Sint Maartener ringen noch immer mit den Holländern und haben nun ihre Regierung gestürzt und Neuwahlen im Januar, wodurch auch Geld und Zeit beansprucht wird. Die Holländer haben ihre finanziellen Hilfen an Bedingungen geknüpft und der derzeitige Premierminister hatte diese abgelehnt. Nun warten die Holländer das Ergebnis der hiesigen Neuwahlen im Januar erstmal ab und die Bevölkerung ist über die politischen Manöver sehr aufgebracht, denn die Hilfen werden JETZT benötigt. Die gute Nachricht ist, dass es Hilfen von Frankreich, Holland, der EU und UN geben wird und wir können nur hoffen, dass diese auch sinnvoll eingesetzt werden.
Unser Sohn geht wieder zur Schule, zum Glück hatten wir alle Schulbücher in den Ofen gelegt, sodass sie trocken und heil geblieben sind. Sie waren alle gerade neu angeschafft! Er freut sich, dass jetzt nach und nach wieder mehr Schüler auf die Insel zurückkehren und seine Freunde mit ihren Familien aus dem Exil aus Guadeloupe oder Frankreich heimkommen. Er will jetzt seinen Führerschein machen und ist voll ausgelastet.
Als wir ihn für den Schulbus anmelden wollten, mussten wir 6 Mal zur Behörde laufen, damit wir endlich den Pass bekommen. Wir hatten zwar alle Unterlagen beisammen, aber die Kasse in der Behörde war zerstört und wir konnten einfach nur nicht bezahlen. Nun hat sie endlich auch wieder auf und wir müssen ihn nicht mehr fahren.
Es bleibt schwierig, aber nicht hoffnungslos und wir versuchen alles, um die Dinge zu regeln, die wir zu regeln haben und unsere Firmen wieder bzw. neu zum Laufen zu bringen. Unser Vorteil ist, dass man uns hier ja mittlerweile kennt und alle wissen, dass wir hierbleiben und uns am Aufbau in der Gemeinschaft beteiligen. Alles, was wir in den letzten Wochen hier gemeinsam mit allen anderen durchgestanden haben, verbindet ungemein.
Manch einem geht aber auch die Puste aus und er oder die Familie verlassen die Insel. Allen fällt das schwer, denn wer einmal hier gelebt hat, kann sich in Europa kaum noch wohl fühlen und viele Frauen und Kinder sind auch schon wieder zurückgekommen oder fiebern der Rückkehr entgegen. Viele improvisieren jetzt und statt einer Bude am Strand tut es dann eben erstmal ein Zelt.
Wir sind nach wie vor erstaunt wie schnell sich hier wieder nach und nach eine gewisse Normalität einstellt und es braucht derzeit genau zwei Eigenschaften, um hier Fuß zu fassen, bzw. zu bleiben: 1. Flexibilität und 2. Optimismus. Wer das hat und sich auf die neuen Umstände einstellen kann, hat hier viele Möglichkeiten. Es ergeben sich ganz neue Herausforderungen und auch viele super Chancen!
Für Urlauber, die einen gewohnten Luxus-Urlaub hier verbringen wollen, ist es im Moment noch zu früh, die sollten noch 6 Monate warten, aber für Urlauber, die die beeindruckende Willenskraft und den Spirit dieser Insel erleben wollen, ist jetzt die beste Zeit zu kommen und sich hier umzusehen und mit den Einwohnern Kontakt aufzunehmen.
Für Kreuzfahrer und Segler sind wir auch jetzt schon bereit!
Ich bin sehr beeindruckt von eurem Willen und der Kraft die habt. Ich wünsche euch alles Gute 🍀 und ich hoffe auf einen Urlaub in den nächsten Jahren auf euerer Insel.
Sehr gern! Die Insel wird wie Phoenix aus der Asche steigen!
Hätte noch eine solide und mobile Sport Entertainment Idee www-inline-bob-racing.de
würde Sie gerne mit einem Inselbewohner teilen