Sommerferien 2019

Das Klima ist ja eigentlich ganzjährig gleich, aber in den Monaten August, September wird es doch etwas schwüler und die Wärme ist dann am besten in klimatisierten Räumen, im Pool oder am Strand zu genießen. Sommer in der Karibik bedeutet neben etwas höherer Luftfeuchtigkeit auch, dass ab und zu Sahara Dust für ein paar Tage lang aus Afrika zu uns kommen kann, oder Seaweed (Braunalgen) vom Golf von Mexico gen Afrika an uns vorbei schwimmen und dass die Hurricane Season kommt. Deswegen kommen die Urlauber lieber im Winter, aber der Sommer hier hat auch seinen Reiz!

Der Sahara Dust ist lediglich dadurch zu merken, dass dann alles mit einer feinen Sandschicht bedeckt wird und der Himmel gelblich wirkt. Das Positive ist, dass sich, während der Wind den Wüstensand über das Meer weht, keine Hurricanes entwickeln können. Dieses Phänomen tritt nicht ständig, sondern immer mal wieder in den Sommermonaten ein paar Tage lang auf, beeinträchtigt uns persönlich nur in so weit, dass dann das Auto und der Pool häufiger als sonst gereinigt werden müssen.

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Der Höhepunkt der Hurrikane Saison ist dann im September und seit dem Jahr 2017 sind die Menschen besser vorbereitet und auch wir sind sehr froh, dass wir nun in einem Haus wohnen, das uns noch mehr Sicherheit bietet. Wir haben jetzt eine eigene Zisterne, einen Generator, starke Aussen-Rolläden und auch wieder Hunde, die das Grundstück sichern. Aber wir hoffen mal, dass alles ruhig bleibt, so wie im letzten Jahr auch.

Leider entwickelt sich dieses Jahr das Ausmaß des Wachstums der Braunalge in einigen Regionen der Karibik sehr problematisch und es muss dringend und schnell eine Lösung gefunden werden, denn die betroffenen Gebiete verlieren dadurch schnell Urlauber und damit Einkommen. Die Alge an sich ist nicht problematisch, aber das übermäßige Wachstum und dessen Folgen. Man glaubt, dass die Überdüngung der Felder in Nordamerika, die Flüsse verunreinigt, die in den Golf von Mexiko münden und wo dann die chemischen Stoffe, auf die dort herrschenden, warmen optimalen Wachstumsbedingungen treffen, die dann das Algenwachstum explodieren lassen. Das Problem entsteht also an ganz anderer Stelle, als die Alge dann an den Strand treibt…

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In den deutschen Medien wird das Thema derzeit aufgegriffen und dadurch bekommen auch wir hier und da mal besorgte Anfragen, doch erstens ist die Karibik ca. 240.000 m2 groß und erstreckt sich in einem weit geschwungenen, fast 4.000 km langen Bogen zwischen der nordamerikanischen Halbinsel Florida und der Nordküste Südamerikas und 2. kommt es ausschließlich in den Sommermonaten zu diesem Algenaufkommen und die meisten europäischen Urlauber kommen im Winter zu uns. Und die Urlauber, die jetzt im Sommer bei uns sind, gehen an die windabgewandten Strände auf der karibischen Meerseite, wo nie Algen sind:

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Im Sommer haben alle, die hier leben, weniger zu tun, mehr Freizeit und man merkt auch auf den Straßen, dass weniger Verkehr vom und zum Kreuzfahrthafen unterwegs ist. Wir genießen diese Zeit!

Wie auf den Mittelmeerinseln, wo das Geld im Sommer verdient und über den Winter reichen muss, ist es hier – allerdings genau andersherum, im Winter wird gearbeitet und im Sommer muss man haushalten. Einige französische Marktfrauen sind nach dem Hurricane Irma in 2017 auf die Idee gekommen, den Sommer auf Mallorca zu arbeiten und im Winter hier. Das haben sie seitdem beibehalten. Wer hier lebt und das Klima gewöhnt ist, der friert nämlich im Winter sogar auf Mallorca.

Unsere Saison 2018/2019 war nicht schlecht, aber noch nicht so gut wie die 2016/2017 vor dem Hurricane. Niemand hat das so positiv erwartet, denn nachdem wir alle hier 1,5 Jahre Hurricane bedingten Totalausfall und gar keine Gäste hatten, haben sich alle ins Zeug gelegt! Obwohl die Insel sehr zerstört wurde und der Wiederaufbau erst im Januar 2018 richtig begonnen hatte, sieht es jetzt schon wieder erstaunlich gut aus. Noch ist nicht alles wieder so wie vor dem Hurricane, aber wir sind insgesamt sehr beeindruckt von dem Tempo und der Qualität des Wiederaufbaus. Vielen hier geht alles immer noch nicht schnell genug, aber wir leben nun mal auf einer Insel mitten im Atlantik/Karibischen Meer und alles muss per Flugzeug oder Schiff hertransportiert werden und die notwendigen Arbeitskräfte haben nun mal auch nur 2 Hände. Geduld ist hier gefragt!

Die Trockenzeit geht jetzt hoffentlich bald zu Ende, denn dieses Jahr ist insbesondere der Norden der Insel inzwischen sehr trocken gefallen und wir hoffen auf die kommende Regenzeit, die gut für die Vegetation, die Pools und die Zisternen ist. Die Urlauber sind davon meist nicht negativ betroffen, denn wenn es regnet ist es wie ein Platzregen und nach wenigen Minuten ist alles schnell wieder trocken und die Temperaturen lassen einen Schauer leicht ertragen, oder es regnet oft nachts.

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Die Sommerferien haben an den Schulen begonnen. 70% aller Realschüler haben ihr Brevet bestanden und 60% aller Abiturienten haben das BACCALAUREAT, d.h. 30 und 40% sind durchgefallen.

Sohnemann spricht jetzt fliessend und perfekt Französisch, Englisch und Deutsch und lernt noch Spanisch (über Französisch), aber das Schuljahr war nicht einfach, denn die Situation in den Schulen ist leider noch nicht wieder optimal und das betrifft insbesondere die Oberstufen und damit auch unseren Sohnemann. Da die Leistungsanforderungen identisch mit denen in Frankreich sind, während die Lernbedingungen seit 2017 hier suboptimal sind, leiden die Schüler und Lehrer hier. Die Klassen sind übervoll, die Lehrer total unterbesetzt und dadurch sind die Lehrer und Schüler auch in der Motivation stark beeinträchtigt. Wer unterrichtet gern 40 oder mehr Kinder in provisorischen Klassenzimmern, inmitten von Baulärm oder noch immer zerstörten Gebäuden? Wie soll sich ein Schüler da konzentrieren? Oft fällt Unterricht aus, weil die Lehrer und die Eltern für bessere Lernbedingungen streiken. Die Schüler wissen oft gar nicht, ob der Lehrer kommt oder nicht, was zur Demotivation bei den Schülern führt und damit zu schlechteren Noten. Mehrere Schulen teilen sich ein Schulgelände, da die vom Sturm zerstörte Schule noch im Wiederaufbau ist.

Die Privatschulen sind nicht ganz so stark von großen Klassen und Lehrermangel betroffen, – viele Eltern mussten die Kinder aus Kostengründen von der Privatschule auf die staatliche Schule wechseln, dadurch sind die Klassen kleiner geworden –  aber auch von dort kommen Klagen der Eltern, dass die Kinder im Unterricht kaum mitkommen, weil die Maßstäbe der französischen Lehrpläne unsere besondere Situation hier einfach nicht berücksichtigen. Wie auch…. ? Es fehlt einfach die Zeit den Hurricane bedingten Schulausfall nachzuholen. Auch hier wird es dauern, bis alles wieder beim Alten ist und die betroffenen Schüler verlieren den Anschluss und müssen notfalls ein Schuljahr wiederholen oder die Insel verlassen und woanders zur Schule gehen.

Einige Schüler gehen zum neuen Schuljahr nun weg von der Insel ins Ausland und werden nur noch in den Ferien herkommen, weil sie entweder ihr Abitur bestanden haben, oder die Eltern sie jetzt nach Frankreich oder Canada schicken, um die Schule dort zu beenden oder um dort zu studieren. Das ist natürlich auch eine Frage der finanziellen Möglichkeiten, doch die meisten hier, haben die letzten Jahre starke Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, bzw. ihren Arbeitsplatz verloren und können sich das finanziell oft nicht leisten. Immerhin kommen dann Kosten für Wohn- und Schulgeld, plus Taschengeld/Essen/Transport etc auf die Eltern zu. Es besteht aber auch die Möglichkeit hier an der Universität Tourismus, Marketing oder Medizin zu studieren.

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Von einer richtigen Nebensaison ist in diesem Jahr auf der Insel allerdings bisher insgesamt nicht so richtig viel zu merken, ja, es ist ruhiger als in der Hauptsaison und wir selber haben kaum deutsche Kreuzfahrer hier auf der Insel, aber die Hotels, die geöffnet haben, sind ausgebucht und damit sind die Restaurants und die Strände auch gut besucht. Viele Franzosen und Amerikaner machen im Sommer hier bei uns Urlaub und wir haben viele Timeshare Urlauber hier, die auch ganzjährig zu uns kommen. Ebenso kommen amerikanische Kreuzfahrt Reedereien aus Miami ganzjährig zu uns.

Die Anzahl Urlauber wird sich sicher nach den Sommerferien nochmal reduzieren und im August, September werden viele, die hier leben und arbeiten, dann selber Urlaub machen, ihre Restaurants schließen oder renovieren, bevor dann im September die Schule wieder anfängt.

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Nachdem wir endlich in ein neues Haus umgezogen sind, genießen wir unseren neuen Pool und unser neues Zuhause und werden nicht weit oder lange wegfahren. Vielleicht mal auf die Nachbarinsel Saba, die die reine Erholung für uns bietet während Sohnemann plant, Deutschland zu besuchen. Er hat inzwischen seinen französischen Auto-Führerschein bestanden und wartet jetzt sehnsüchtig seit Wochen auf die Dokumente aus Guadeloupe. Diese gelten dann auch in Deutschland, denn der Führerschein ist EU-weit gültig.

Wir hatten sogar noch den grauen „Lappen“ und da dieser seine Gültigkeit bald ganz verliert und wir länger als 6 Monate hier leben, haben wir dann vor Längerem den hiesigen Führerschein beantragt. Ein langwieriges und teures Unterfangen! Zunächst musste ein Antrag auf einem bestimmten Formular (!) gestellt werden und gleichzeitig 3 aktuelle Fotos (10 Euro), Wohnsitzbescheinigungen, 4-farbige Kopien des deutschen Führerscheins und des Reisepasses eingereicht werden, sowie ein Auszug aus dem deutschen Fahrregister in Flensburg (das gibt es KOSTENLOS per Post), das beglaubigt übersetzt sein musste (30 Euro pro DINA4 Seite).

Dann wird man zig Mal einbestellt, weil die Unterlagen erst zum Collectivité, dann zur Polizei und dann nach Guadeloupe gehen. Zum Schluss muss man seinen deutschen Führerschein abgeben – der wird nach Deutschland zurückgeschickt – und zahlt 150 Euro und bekommt den französischen Führerschein. Hier die Kontaktdaten der Behörde:

Driver’s License and Registration Service
Head of Department: Nadine BOUBOUNE
0590 87 50 04
nadine.bouboune@com-saint-martin.fr

http://www.com-saint-martin.fr/en/Administration-générale_Saint-Martin-Services_452.html

Da wir auf St. Martin administrativ unter Guadeloupe geführt werden, sind alle Hauptverwaltungen, der Gerichtsstand etc. immer auf Guadeloupe und jeder hier sagt, wenn etwas aus Guadeloupe kommt, dauert es… (die beglaubigten Übersetzungen der deutschen Auswanderin in Guadeloupe dauern nicht lange!)

Wie immer in der Karibik, muss man Geduld haben und beharrlich, aber freundlich sein! Das macht das Leben hier aus! Und neben Sonne, Strand und blauem Himmel lernt man gleich ruhiger und gelassener zu sein! Die Hektik Europas kann man bald gar nicht mehr ab, wenn man lange hier lebt. Das berichten uns alle Auswanderer, die mal in der alten Heimat oder in den USA waren.

Unser Sommer @home wird also so aussehen – es gibt Schlimmeres, oder…..

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2 Gedanken zu “Sommerferien 2019

  1. Meine Daumen bleiben gedrueckt, dass wir alles dieses Jahr verschont bleiben. Als uns letztes Jahr Florence traf, war es eure Blogeintrag ueber Irma, der uns dann doch dazu bewegte zu evakuieren. Ich wuensch euch einen entspannten und schoenen Sommer!

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