Die Franzosen streiken…

Auf der französischen Seite der Insel hatten die Gewerkschaften am 11. April zu einem Generalstreik aufgerufen, der genau 2 Tage lang zu starken Verkehrsbehinderungen führte. Genau an einem der Tage, an dem wir eine Tour mit Mein Schiff6 Gästen hatten, denen wir deswegen leider den franz. Nordwesten der Insel nicht zeigen konnten.

Worum geht es bei dem Generalstreik? Die einheimische Bevölkerung fühlt sich ingesamt benachteiligt und ihnen dauert der Wiederaufbau im Bereich Schule, Altenheim, und Post zu lange. Alles ist teurer geworden nach Irma und ihrer Meinung nach, wurden zu viele ausländischen Arbeitskräfte eingestellt.

Strike

 

Die Post hat zum Beispiel in Marigot und Grand Case schon lange wieder eröffnet, während die Filiale in French Quarter noch immer verrammelt ist und nichts repariert wurde. Einige spekulieren nun, dass das die ”Strafe” dafür sei, dass einige wenige die Post nach Irma geplündert und zerstört hatten. Tatsache ist, dass die Bewohner aus French Quarter einen längeren Weg und Kosten auf sich nehmen müssen, um zur Post zu kommen und die Wartezeiten an den beiden anderen Filialen dementsprechend lang sind. Das ist besonders älteren Bewohnern nicht länger zuzumuten, finden sie.

Post in French Quarter
Post in French Quarter

Ferner wollen sie, dass das Altenheim wieder aufgebaut und repariert wird, anstatt die ältere Generation nach Curacao, Guadeloupe oder St. Maarten auszuquartieren. Sie wollen auch, dass dann mehr Pflegepersonal eingestellt wird.

Ferner sollen die Schulen schneller wieder aufgebaut, bzw. repariert werden. Momentan teilen sich noch viele Klassen die Schulräume, einige haben sogar am Wochenende Unterricht und insgesamt fehlen noch viel zu viele Lehrer und der Unterricht fällt zu oft aus. Gleichzeitig werden die gleichen Anforderungen an die Schüler gestellt, wie auf dem französischen Festland, was insbesondere die Abitursjahrgänge (Terminal) momentan überfordert, denn bei der Vielzahl an Fehlstunden, die es durch Irma und ihre Folgen gab, kann der Unterricht gar nicht in allen prüfungsrelevanten Fächern entsprechend der Prüfungsordnung erteilt werden.

Es geht in den Forderungen auch um die Arbeitslosigkeit einiger staatlicher Mitarbeiter, die seit Irma ihren Arbeitsplatz verloren haben und diesen wieder haben sollen.

Alles in allem Forderungen, die sich legitim anhören, sofern das Collectivité (die lokale Regierung) auch die entsprechenden Budgets dafür hätte, was jedoch nicht der Fall sein soll. Allgemeine Ungeduld, Wut und Resignation machen sich in den Protestmärschen Luft und das beeinträchtigte dann den Verkehr und damit unseren Tourenverlauf.

Es war die Rede von Blockaden von Strassen, was dann auch geschehen ist, doch glücklicherweise wurden nur die Ein- und Ausfallstrassen rund um Marigot blockiert und nicht – wie es zuvor hiess – die gesamte französische Seite. Nach wie vor wird rund um die Hafenzufahrt und in der Nähe vom E-Werk demonstriert, aber die Gendarmerie drängt die Streikenden immer sofort von der Ringstrasse in Nebenstrassen zurück und verhält sich sehr deeskalierend.

Das Thema ist natürlich noch nicht vom Tisch, denn die Regierungsvertreter konnten die Forderungen ja noch nicht umsetzen, doch bisher verläuft alles ruhig und friedlich. Bisher ist es allen Beteiligten gelungen, im Gespräch zu bleiben, denn das ist auf dieser Insel ungemein wichtig, denn nicht nur die französische Seite ist von einem Streik betroffen, sondern die Insel insgesamt.

Wir hoffen, dass es gelingen wird, eine Einigung zu erzielen, denn die Forderungen sind ja auch verständlich.

 

Hotel de la Collectivite
Hotel de la Collectivite

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