Wir haben heute den 2. Advent 2016 und die Sonne scheint seit 6:30 Uhr bei angenehmen 29 Grad im Schatten. Der Wind weht mit ca. 13 km/h und wir haben 0% Regenwahrscheinlichkeit. Das ist für uns ganz klassisch: ein Beach Day!
Da wir hier in der Karibik nicht jeden Tag in der Sonne liegen und faulenzen, sondern unsere Lebenshaltungskosten verdienen, gönnen wir uns einen Tag in der Woche, an dem wir einen Strand- oder Pooltag machen.
Es gibt insgesamt 40 Strände um die Insel und auch wenn die Qual der Wahl schwierig ist, haben wir inzwischen so unsere Favoriten gefunden.
Ein Bad im türkisen Meer und anschließender „Dip-in-the-Pool“ lassen einen herrlich entspannt und zufrieden in die neue Woche starten. Noch immer fasse ich mein Glück nicht, an diesem Fleckchen der Erde leben und arbeiten zu können.
Wenn die Sonne dann gegen 17:30 Uhr anfängt unterzugehen, treffen wir uns mit Freunden zum gemeinsamen Grillen oder Essen und genießen den Sonnenuntergang.
Die Sonne scheint das ganze Jahr durch ca. 11 – 12 Stunden. Anders als in Deutschland, wo die Abende im Sommer länger hell sind, haben wir hier in der Karibik gleichbleibende Sonnenscheindauer. Die Nähe zum Äquator sorgt dafür, dass die Sonne, die hier intensiver tagsüber scheint, dann auch mal eher eine Pause macht.
Die Menschen kommen dann auf die Straßen, sitzen vor ihren Häusern, treffen sich, die Scooter fahren lautstark ihre Schauläufe und die Restaurants, Straßengrills und Bars leben auf. Das Nachtleben von St. Martin und insbesondere von St. Maarten bietet für jeden Anspruch etwas.
Auf der holländischen Seite ist das Treiben in Simpson Bay und in Maho besonders hoch: Sobald die Sonne untergegangen ist locken 20 Casinos und zahlreiche Nachtclubs sowie Adult Entertainment die zahlreichen Urlaubsgäste an. Dadurch, dass es dort keine Promillegrenze im Straßenverkehr per Gesetz gibt, nutzen zahlreiche Touristen die abendlichen Angebote dort und das nimmt der französischen Hälfte der Insel leider viel Umsatz und Geschäft.
Auch die Ladenöffnungszeiten auf der holländischen Seite sind wesentlich ungeregelter und damit kundenfreundlicher als auf der französischen Seite, wo man sich an EU-Gesetze halten muss. Wenn also jemand sonntags einkaufen will, fährt er auf die holländische Seite.
Leider arbeiten die beiden Inselteile nicht immer wirklich kooperativ zusammen, sondern versuchen -im Gegenteil- noch eigenen Vorteil zu erwirken und vergessen dabei, dass die Außenwirkung für die gesamte Insel dann negativ sein kann. So werden zum Beispiel Taxifahrer auf der holländischen Seite angewiesen, den Touristen zu raten, lieber abends auf der holländischen Seite auszugehen, weil es auf der französischen Seite „zu gefährlich“ sei, weil es dort nicht überall Security gäbe und mehr Kriminalität. Die Touristen sind dann ängstlich und folgen diesen Ratschlägen und geben somit ihr Urlaubsgeld in holländischen Restaurants aus.
Als ich einmal am Maho Beach am Tresen der Sunset Bar mit einer New Yorkerin ins Gespräch kam, die schon seit 10 Jahren Urlaub in Simpson Bay gemacht hat und noch nie auf der französischen Seite der Insel war, habe ich ihr Fotos von Orient Bay, Grand Case und Marigot auf meinem Handy gezeigt und ihr geraten, sich ein Auto für 1 Tag zu mieten und die ganze Insel einmal abzufahren. Sie erklärte mir, dass man im Hotel an der Rezeption davon abgeraten habe, es sei ja so gefährlich auf der french side….. Als ich ihr versicherte, dass das absoluter Quatsch sei und sie mir vertrauen möge und New York sicher vom Verkehr und von der Kriminalität um ein Vielfaches schlimmer sei, versprach sie, meinem Rat zu folgen.
Einige Tage später traf ich sie dann in Marigot zufällig auf dem Markt wieder und ihre Augen strahlten. Sie hatte sich mit ihrer erwachsenen Tochter gemeinsam auf den Weg um die Insel gemacht und war völlig begeistert. Sie sprudelte mir einmal runter, wo sie waren, was sie gesehen hatten und bedankte sich tausend Mal für meinen Impuls.
Mir ist schon klar, dass es rein wirtschaftliche Interessen hat, wenn den Gästen bange gemacht wird, auf die französische Seite der Insel zu fahren, aber insgesamt kommt bei den Touristen dann auch an, es sei hier gefährlich und das stimmt nicht.
Es ist hier im Gegenteil so, dass es eine hohe Aufklärungsquote gibt und dadurch, dass die Insel nur 87 km2 groß ist, ist man hier auch schnell dabei, wenn es um die Klärung von Straftaten geht. Hier werden nicht mehr Straftaten begangen als anderswo in Europa und auch wenn es hier und da zwischen rivalisierenden Gangs Auseinandersetzungen gibt, sind die nur untereinander und schnell aufgeklärt.
Auf der holländischen Seite gibt es derzeit umfangreiche Ermittlungen einer „Anti-Korruptionseinheit“, die zu ersten Festnahmen führte. Während auf der französischen Seite derzeit umfangreiche Steueruntersuchungen durchgeführt werden.
Wir fühlen uns auf jeden Fall völlig sicher hier und halten uns gern auf beiden Seiten der Insel auf. Mir persönlich bietet die französische Seite mehr Rechtssicherheit und ich mag das süd-französische Flair. Das französische und kreolische Essen gefällt mir persönlich auch besser als das überwiegend amerikanisierte Burger-Pommes Essen in Simpson Bay.
Das Produktangebot auf der holländischen Seite wird überwiegend aus den USA bezogen, während das Angebot der französischen Supermärkte vom europäischen Kontinent hierher per Flugzeug oder Schiff gebracht wird.
Es gibt hier übrigens Adventskalender von Milka und Lindt zu kaufen, Adventssterne, Adventskränze, echte Tannenbäume und alles, was das „Weihnachts-Herz“ begehrt. Es werden sogar Christstollen bei Carl & Son auf der holländischen Seite gebacken.
Weihnachtsstimmung kommt noch immer nicht bei mir auf. Auch wenn jetzt schon alle Hotels, Restaurant, Geschäfte, Büros und Eigenheime weihnachtlich dekoriert und die Straßen voller Weihnachtsbeleuchtung sind. Aber vielleicht kommt das ja noch….
© alle Fotos Tilo Braun-Wangrin